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Masuren – das ist
das Land der kristallenen Seen, der ruhevoll geheimnisvollen Wälder
und unendlich saftigen Wiesenlandschaften. In dieser letzten intakten
Naturgroßlandschaft Europas gibt es noch eine Flora und
Fauna, die ihresgleichen sucht. Und eine Gastfreundschaft, wie
es sie auf der Welt nur noch sehr selten gibt. Von Menschen, die
sich ihre ureigenste Lebensart und Sichtweise der Welt bis heute
erhalten haben.
Der Ostendorf Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ihnen dieses
Paradies, seine Menschen und die masurische Kultur näher
zu bringen. Mit Literatur über das neue, gegenwärtige
Masuren – so, wie es Sie heute empfängt. Sie können
dabei auf unsere Erfahrungen aus dreißig Jahren Naturreisen
und Leben in Masuren zählen.
Die masurische Landschaft
Da Masuren nie ein eigenes Land war, ist es schwierig, die Region
geographisch genau einzugrenzen. Alle, die sich mit Masuren beschäftigt
haben, beschreiben es als den südlichen Teil Ostpreußens
und begrenzen das Gebiet zwischen Nidzica/Neidenburg im Südwesten
und Goldap/Goldap im Nordosten.
Geologisch ist diese Landschaft durch eiszeitliche Gletscher entstanden,
die von Norden nach Süden zogen. Die großen Geröllmassen,
die sie vor sich herschoben, bildeten nach dem Abtauen der letzten
Gletscher vor ca. 11.000 Jahren das Landschaftsrelief Masurens.Die
masurischen SeenSo entstanden Erdkämme von unterschiedlicher
Form (Endmoränen) mit einer Höhe bis zu 200m, wie bei
Gizycko/Lötzen oder Ketrzyn/Rastenburg, sowie Grundmoränenseen
(Mamry/Mauersee, Sniardwy/Spirdingsee, Niegocin/Löwentinsee),
schmale Rinnenseen (Mokre/Mucker See, Beldany/Beldahnsee, Rynskie/Rheinischer
See, Mikolajskie/Nikolaiker See) und viele kleine Kesselseen.
Im Süden setzten sich große Sanderflächen ab,
die zu Heidegebieten mit Kiefern- oder Mischwaldbewuchs oder landwirtschaftlichen
Anbauflächen für Getreide und Kartoffeln zwischen Biala
Piska/Gehlenburg und Nidzica/Neidenburg wurden.
Durch das Absinken des Wasserspiegels in den letzten Jahrhunderten
haben sich viele Seen in Sumpflandschaften und Bruchmoore verwandelt.
Masurens Flora und Fauna
Beeindruckend ist vor allem die ungewöhnlich reiche Pflanzen-
und Tierwelt Masurens. Die Wiesen leuchten im Sommer in allen
Farben und sind von Klatschmohn, Kornblumen, Gänseblümchen,
Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut und Pfennigkraut übersät.
Auch Glockenblumen, Taubenskabiose, Schwarzwurz, Margeriten, Königskerzen,
Wiesenflockenblumen, Schafgarbe, Hornklee, Braunelle, Kuckuckslichtnelken
und Wegwarte wachsen hier, um nur einige Blumenarten zu nennen.
An den Seen und Flüssen gedeihen Seerosen, Wiesenschwertlilien,
Schwanenblumen und verschiedene Röhrichte.
Zu den schönsten Waldblumen zählen Märzbecher,
Anemone, Windröschen, Erika und Türkenbund.
In den Wäldern, zumeist Mischwälder, gibt es überwiegend
Kiefern, Lärchen, Fichten, Eiben, aber auch Ahorn, Birken
und Eichen (z.B. in der Puszcza Piska bis zu 600 Jahre alt).
Auch die Tierwelt ist von einer üppigen Vielfalt. Neben Hirschen
und Rehen gibt es Elche, Wildschweine, Füchse und Hasen.
Auch Marder, Wiesel, Iltis, Hermelin, Dachs, Fischotter, Luchs,
Wolf und Biber sind zu beobachten.
Masurens Vogelwelt
Über 300 verschiedene Vogelarten sind
in Masuren ansässig. Allen voran natürlich der "Wappenvogel"
Masurens, der weiße Storch. Zwei Drittel der Gesamtpopulation
der Störche verbringt den Sommer in Masuren. Daneben ist
auch der Schwarzstorch hier heimisch sowie der Seeadler, Graureiher,
Kranich, Wildschwan und der schwarze Kormoran.
An Raubvögeln gibt es Bussarde, Sperber, Turmfalken, Habichte,
Uhus und Käuzchen.
Das ganze Jahr über leben in Masuren der Eisvogel, das Birkhuhn,
der Schwarz-, Grün- und Buntspecht, Zaunkönig, Gimpel,
Eichel- und Tannenhäher und die Meise.
An Enten gibt es die Tauch-, Krick-, Knäck- und Wildente
sowie den Haubentaucher zu sehen.
Auch der Fischreichtum Masurens ist sagenhaft. So gilt diese Region
als das größte Hechtgebiet Europas. Aber auch Zander,
Barsch, Karpfen, Schleie, Aal, Forelle, Wels, Rotauge und Plötze
sind in den Seen und Flüssen reichlich vertreten. Der bekannteste
Fisch aber ist die Maräne, ein heringsähnlicher Fisch,
den es angeblich nur hier gibt und der auf keiner Speisekarte
der etwas besseren Restaurants fehlt.
Die Masuren
Die Menschen Masurens sind im Verlauf ihrer Geschichte vom Schicksal
alles andere als verwöhnt worden. Besetzungen ausländischer
Mächte lösten sich ab mit kriegerischen Auseinandersetzungen,
Ausrottungen und Vertreibungen, Hunger und Pest.
Die lange und leidvolle Geschichte Masurens kann an dieser Stelle
nicht ausreichend beschrieben und gewürdigt werden (Buchtipp:
Ostpreußen. Geschichte und Mythos, Pantheon Paperbacks,
von Andreas Kossert, 02.07).
Daher soll hier nur auf die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg
eingegangen werden, weil sie die besondere Situation dieser zwiegespaltenen
Region erklärt.
Masurische Geschichte
Das bitterste Kapitel masurischer Geschichte ist zweifellos die
Zeit des Kriegsendes 1945. Obwohl die Russen schon im Juli 1944
die Grenzen Ostpreußens erreichten, hatten die NS-Behörden
erst wenige Stunden vor Eintreffen der sowjetischen Truppen im
Januar 1945 die Räumung Ostpreußens befohlen: Die Flucht
wurde außerdem noch durch Schneestürme und klirrende
Kälte behindert und geriet so zu einem Inferno. Zigtausende
kamen ums Leben und Ostpreußens Dörfer und Städte
versanken in Schutt und Asche. Mehr als eine halbe Million Ostpreußen
konnten nicht mehr lebend ermittelt werden. Ostpreußen wurde
im Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz geteilt, der nördliche
Teil fiel an die Sowjetunion und der südliche an Polen. Die
Zahl der verbliebenen Deutschen in Ostpreußen wurde auf
500.000 geschätzt. Schon bald nach Kriegsende begannen die
polnischen Behörden, auch diese auszusiedeln. Eine Ausnahme
bildeten die Masuren, weil diese als Alteingesessene ("Autochtone")
betrachtet wurden, die wieder repolonisiert werden sollten. Sie
wurden 1951 per Gesetz zu polnischen Staatsbürgern gemacht,
durften zwar ihr Eigentum behalten, bekamen aber keinerlei Minderheitenrechte.
Daher versuchten die meisten, oft in jahrelangen Anstrengungen,
eine Ausreisegenehmigung zu erhalten, was ihnen letztlich auch
gelang. Nach einer Schätzung von 1991 sollen heute in Masuren
noch ca. 12.000 Deutsche leben. An die Stelle der Deutschen traten
nach dem Krieg polnische Siedler aus dem polnischen Kerngebiet
und den ehemals polnischen Ostgebieten. Auch Zwangsansiedlungen
von Ukrainern wurden vorgenommen. Die verschiedenen Gruppen haben
sich heute in der zweiten oder dritten Generation assimiliert
zu Masuren polnischer Nationalität und katholischen Glaubens.
Das masurische Klima
Das masurische Wetter wird bestimmt durch kontinentales Klima.
Das bedeutet, daß der Winter länger dauert als im übrigen
Polen und knackig kalt ist, aber auch, daß die Sommer meist
heiß und relativ trocken sein können. Der Frühling
beginnt Mitte bis Ende April, dann aber mit Macht. Da es bis Mitte
Mai aber nachts noch empfindlich kalt werden kann, wird von Übernachtungen
im Zelt bis zu diesem Zeitpunkt abgeraten.
Masurische Jahreszeiten
In den Sommermonaten von Juni bis August wird es herrlich warm.
Die Wassertemperatur in den Seen steigt dann manchmal auf 25 Grad
an. Auch erfrischende Sommergewitter gehören in dieser Zeit
immer mal wieder dazu. Länger anhaltende Regenfälle
gibt es aber in der Regel nicht. Am beständigsten ist das
Wetter im Herbst, von Anfang September bis in den Oktober hinein.
Herrliches, trockenes Sonnenwetter, goldgelb gefärbtes Laub
und durchaus noch warme Seen lassen nachvollziehen, warum alle
den September als den schönsten Monat in Masuren beschreiben.
Ab Ende September ist das Zelten aber nicht mehr empfehlenswert,
weil die Nächte doch schon ziemlich kühl werden können.
Ab Mitte Oktober kommt dann schon nebliges, feuchtkaltes Wetter
auf und wird häufig von Stürmen und Regenfällen
begleitet. Die beste Reisezeit für Radwanderungen ist der
Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juni (frisches Grün und
noch wenig Touristen) und natürlich der September (bunte
Laubfärbung des Altweibersommers und nur noch wenig Touristen).
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